02.01.2020
Das Adventskonzert der Wickeder Schützen hat auch mit seiner 34. Auflage nicht an Anziehungskraft verloren.
Weihnachten – nicht selten auch ein besonders emotionsgeladendes Fest. Das zeigte sich beim Adve ntskonzert am Sonntag, als Brudermeister Thomas Gehrke die Emotionen packten: Nämlich nach einem ebenso emotionsgeladenden Abend mit dem Musikzug Bremen und als er eine Antwort auf eine in der heutigen Zeit scheinbar nicht eindeutig zu beantwortende Frage zu finden versuchte: „Was ist eigentlich Weihnachten?“ Doch dazu später.
Untrennbar mit der Vorweihnachtszeit in der Ruhrgemeinde verbunden ist jedenfalls das Adve ntskonzert der Schützenbruderschaft Wickede-Wiehagen: Zum 34. Mal schon war der Musikzug Bremen dafür am Sonntag im Bürgerhaus zu Gast, der bei der Programmgestaltung in diesem Jahr anlässlich des 50. Geburtstages der Gemeinde Ense einen Fokus auf Geburtstage und Jubiläen legte.
Den 75. Todestag von Glenn Miller und den 85. Geburtstag des vor fünf Jahren verstorbenen Udo Jürgens nahmen die Musiker neben anderen Jahrestagen zum Anlass für eine Hommage an große Künstler diesseits und jenseits des großen Teichs, spielten Film- und Popmusik genauso wie Märsche und Weihnachtsmusik. Unter dem Dirigat von Stephen Cornell spannten die Musiker einen beachtlichen Bogen über die musikalische Vielfalt – brillierten als Ganzes, stellten in zahlreichen Solistenparts aber auch die individuelle Klasse der Musiker unter Beweis. Auch Laura Fabri und Detlef Budde übernahmen zwischenzeitlich den Taktstock – bei letzterem lief das gelinde gesagt ein wenig aus dem Ruder.
„Il Presidente“ aus der Feder von Thomas Doss war nämlich so ganz anders, als man es von dem Musikzug Bremen sonst kennt: Musiker tanzten buchstäblich aus der Reihe, hier Zeitung lesend, da daddelnd am Handy und dort mit dem Staubwedel statt dem Instrument hantierend. Es flogen Papierkügelchen, manch einer zerriss sogar sein Notenpapier. Chaos auf der Bühne, was freilich Teil der Inszenierung war: Der Marsch „Il Presidente“ erzählt nämlich die Geschichte eines fiktiven Präsidenten, der nach einer revolutionären, pathetischen Rede von der Staatsmacht gerettet werden muss, weil die Stimmung in der mehr oder weniger begeisterten Menge plötzlich kippt. Ein humorvolles Stück, das aber durchaus ein Wagnis war: Detlef Budde war die Aufregung hinter der Bühne noch in der Pause anzumerken – doch auch mit diesem Experiment landete der Musikzug einen musikalischen Volltreffer.
Genau wie mit der Gründung des Jugendmusikzuges im Jahre 2011, das sich nun auflöst, weil es im Orchester aufgeht: Es hat zahlreiche talentierte Blasmusiker hervorgebracht, die jetzt dem Musikzug Bremen angehörten. Nach neun Jahren sagte das Nachwuchsorchester nun Servus: Mit „High Adve nture“ – nämlich dem Stück, mit dem sich die Kinder damals als erstes auf die Bühne in der Ruhrgemeinde trauten. Inzwischen sind die Kinder zu Jugendlichen geworden – und, wie Thomas Gehrke betonte, „zu einem echten Vorzeigeorchester“ gewachsen. Nächstes Jahr wagt der Musikzug Bremen einen Neustart, dann soll die musikalische Nachwuchsarbeit mit einem neuen Jugendmusikzug beginnen
Und damit noch einmal zurück zu Brudermeister Thomas Gehrke und seiner Antwort auf die Sinnfrage von Weihnachten. Er berichtete von seiner Internetrecherche auf der Suche nach einer klugen Antwort – und der Erkenntnis, dass der eigentliche Sinn des Festes in der Kommerzialisierung zunehmend untergehe. Also zeigte er einen (Werbe-)Film, in dem der kleine Tom einem einsamen Mädchen auf der Straße einen Keks gibt, es zu sich ins weihnachtlich dekorierte Zuhause einlädt und das Mädchen in dieser warmen Atmosphäre eben jene Frage stellte, die auch Gehrke zu beantworten versuchte: „Was ist Weihnachten?“ Die Antwort des keinen Jungen darauf: Eine herzliche Umarmung. Es brauchte auch vom augenscheinlich übermannten Gehrke keine Worte mehr, um diese Botschaft zu verstehen…
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