03.03.2023
Die Mitgliederversammlung hat eine Neufassung der Satzung verabschiedet. Mit einstimmiger Mehrheit stellten sich die Anwesenden hinter den Vorschlag des Arbeitskreises und schickten damit eine starke Botschaft in die Gesellschaft.
Historisch war diese Generalversammlung in mehrfacher Hinsicht. Schon weil sie die vermutlich längste zumindest in der jüngeren Vergangenheit war – noch dazu die letzte im "alten" Bürgerhaus, bevor es umfangreich saniert wird. Aber auch im wahrsten Sinne des Wortes wurde an diesem Abend Geschichte geschrieben: Die über 200 anwesenden Mitglieder haben bei zwei Enthaltungen einstimmig eine neue Satzung verabschiedet.
Eine Satzung, die "im Schützenwesen Maßstäbe für Toleranz, gesellschaftliche Vielfalt und Diversität" setzt, wie es Schützenbruder Pascal Ledune im Nachgang in sozialen Netzwerken formulierte.
Kern der Neufassung ist denn auch ein Passus im Abschnitt zu "Wesen und Zweck", der wie eine Präambel für das Selbstverständnis der Schützenbruderschaft steht: "Die Schützenbruderschaft stellt sich gegen jede Form von Ausgrenzung, Diskriminierung und Extremismus. Sie setzt sich für eine offene und vielfältige, von Akzeptanz und Toleranz geprägte Gesellschaft ein, in der jeder Mensch unabhängig von Herkunft und Konfession, Geschlecht und sexueller Orientierung die gleichen Rechte hat." Das sei "ein Glaubensbekenntnis, das nicht nur für jede Schützenbruderschaft, sondern eigentlich auch für jeden aufrechten Demokraten Gültigkeit hat", lobte Pastor Dr. Christian Klein von der Evangelischen Kirchengemeinde in der Aussprache zur Neufassung. Und natürlich gilt das auch unter der Vogelstange: In der neuen Satzung werden im Kontext zu Königspaar und Hofstatt keinerlei Vorgaben mehr gemacht – insbesondere nicht, was die Geschlechtermischung von Paaren angeht.
Erarbeitet hatte den Beschluss ein Arbeitskreis, für den Manfred Burs in der Mitgliederversammlung die wesentlichen Ergebnisse vorstellte. "Vereine und Gemeinschaften, die nicht bereit sind, Veränderungen aktiv aufzunehmen, werden langfristig verlieren", sagte er. "Wichtig war uns, dass die gelebten Werte weiterhin Bestand haben, die neue Satzung Spielregeln aufzeigt, aber auch eine Einladung an neue Mitglieder darstellt." Die Neufassung der Satzung stelle "unsere Einstellung zur Gesellschaft neu dar und zeigt das Wertegerüst auf". Wer die neue Satzung lese – "so mein Empfinden – kann die Seele der Bruderschaft spüren".
An dem Arbeitskreis war auch Pastor Thomas Metten als Präses der Schützenbruderschaft. Er richtete sich aufgrund einer Terminkollision per Videobotschaft an die Versammlung. "Gott nimmt sich aller Menschen an, wir sind von ihm geschaffen und das, was wir an Anlagen, Fähigkeiten und Begabungen mitbringen, ist uns von ihm geschenkt worden", sagte er. Das sei "ein ganz wichtiger christlicher Grundsatz, dem wir uns als Bruderschaft verpflichtet sehen". Auch die Kirche habe gleichgeschlechtlichen Paaren immer ablehnend gegenübergestanden. "Aber auch in der Kirche hat da – und ich sage Gott sei Dank – ein Denkprozess eingesetzt, ob diese Haltung weiterhin gut und richtig ist." Auch er befürworte diesen Weg, so Metten, und glaube, es sei "auch für unsere Bruderschaft gut und wichtig, gleichgeschlechtliche Königs- und Hofstaatpaare zuzulassen." Dadurch signalisierten wir, "dass es uns ernst ist, die Menschen so anzunehmen, wie sie sind und von Gott geschaffen wurden".
Nachdem schon der Schützenvorstand einen fast einstimmigen Empfehlungsbeschluss gefasst hatte, beschloss die Mitgliederversammlung die Neufassung der Satzung einstimmig bei zwei Enthaltungen. Damit ist auch der Weg für den weiteren Digitalisierungsprozess frei: Nachdem die Schützenbruderschaft in den Corona-Jahren schon sehr gute Erfahrungen mit einer rein digitalen (2021) bzw. einer hybriden Mitgliederversammlung (2022) gemacht hatte, ist diese Option nun fest in der Satzung verankert. Damit solle allen Mitgliedern grundsätzlich die Möglichkeit gegeben werden, sich unabhängig vom Aufenthaltsort an Diskussionen und Abstimmungen zu beteiligen. Auch damit setzt die St.-Johannes-Bruderschaft wohl Maßstäbe.
Auf der Mitgliederversammlung ging es um weitere wichtige Themen – unter anderem um den Mitgliedsbeitrag, der erstmals seit Jahrzehnten angehoben werden musste; jedenfalls ist die letzte Beitragsanpassung auf wirtschaftlichen Gründen offenbar so lange her, dass sich niemand mehr daran erinnert. Brudermeister Thomas Gehrke konnte für nachvollziehbar darlegen, warum Mitglieder der Schützenbruderschaft künftig 25 Euro in Form eines Jahresbeitrags beisteuern sollen – und konnte die breite Mehrheit überzeugen, die sich hinter den Vorschlag das Schützenvorstandes stellte.
Nicht zuletzt informierte Gehrke über den Planungsstand zum Schützenfest in diesem Sommer, das seinerseits ebenfalls Geschichte schreiben wird: Weil das Bürgerhaus nicht zur Verfügung steht, wird die Bruderschaft ein Zelt-Fest in der Ortsmitte feiern. Gegenwärtig laufen die Abstimmungen und Planungen mit der Gemeindeverwaltung. Was schon unter Dach und Fach ist, ist der Pachtvertrag mit dem neuen Festwirt: Patrick Risse aus Warstein ist neuer Partner an der Seite der Schützenbruderschaft hinsichtlich der Durchführung der Schützenfeste. Das sicher nicht ganz ernst gemeinte Raunen im Saal hinsichtlich seiner Herkunft kommentierte der Geschäftsführer der "Risse Event Manufaktur" gelassen: "Natürlich kann ich auch leckeres Veltins liefern."
Apropos: Der Bierpreis von 1,70 Euro je Glas ist aufgrund der Marktlage auch nicht mehr zu halten – ab dem Schützenfest steigt der Glaspreis auf 1,90 Euro, womit die Wickeder Schützen aber immer noch gut bedient sind; nicht wenige Veranstalter werden in dieser Festsaison die 2-Euro-Marke reißen.
Veränderungen gab es derweil auch im Schützenvorstand. Detlef Kasten, Kunibert Wrede und Heinz-Jürgen Schulze-Geiping wechselten der Altersregelung wegen in den Ehrenrat – letzterer war zuletzt als Kassierer Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung Markus Korte. Neu in den Schützenvorstand entsandte die Versammlung Philipp Arendt (33) und Marco Budde (25) sowie mit Andy Schröder (23) auch den amtierenden Schützenkönig der Bruderschaft. Für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren wiedergewählt wurden Philipp Arndt, Mathias Bings, Heinz-Georg Bechheim, Tobias Borgmann, Bernd Hesselmann und Christian Luig. Brudermeister Thomas Gehrke ehrte Mathias Bings und Bernd Hesselmann für zehn sowie Heinz-Georg Bechheim und Kunibert Wrede für 20 Jahre Vorstandsarbeit. Im Rahmen des Schützenfestes werden Ulrich Gräwe für 30-jährige und Ludger Arndt für 35-jährige Mitgliedschaft im Schützenvorstand geehrt.
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