Auch in größter Not Nächstenliebe achten

16.12.2018

Erst seit einem Vierteljahr gibt Stephen Cornell beim Musikzug Bremen den Takt an – und doch hat das Orchester unter ihm bereits eine ganz eigene Note entwickelt. Und noch dazu hatten die Musiker zum 33. Adventskonzert eine besondere Botschaft im Gepäck.

Der Musikzug Bremen spielte zum 33. Mal das Adventskonzert in Wickede

Das Adventskonzert der St.-Johannes-Bruderschaft Wickede-Wiehagen hat einen anderen Ton angeschlagen als in den Vorjahren, war mit dem nunmehr 33. Gastspiel des Orchesters aber einmal mehr schlichtweg wunderbar.

Cornell ist der neue Mann am Dirigat, steht erst seit Oktober im musikalischen Dienst der Enser Feuerwehrmusik. Umso verblüffender, dass selbst für musikalische Laien zwischen den Tönen bereits die Handschrift des Briten zu hören war. Wenn sein Anspruch an die Musiker allerdings genau so groß ist wie der ans Publikum, verwundert’s nicht: Als Einheizer hat der Erste Vorsitzende Michael Schiller mit dem Publikum zuerst frenetische Jubelschreie einstudiert, bevor er den neuen Chef schließlich auf die Bühne des Bürgerhauses holte – ein freilich nicht ganz ernst gemeintes Opening, das aber zur Eröffnung des zweiten Programmteils auch ohne Schiller als Vorturner auf der Bühne klappte. Chapeau!

Musikalisch war das Konzert einmal mehr erstklassig; kaum zu glauben, dass da ausnahmslos Hobbymusiker am Werk waren. Geprägt durch konzertante Stücke, war vor allem der erste Programmteil Zeugnis der musikalischen Klasse des Orchesters.

Hervorzuheben ist „Funky Winds“: Ein tolles Stück, das mit eingängigen Melodien und Basslinien sowie mitreißenden Schlagzeugelementen sicher eine Herausforderung für die drei Protagonisten war; Michael Schiller am Schlagzeug, Detlef Budde am Bass und Dennis Schäfer an der Trompete aber brillierten als Solisten. Emotionaler Höhepunkt des Abends war indes „Flight of Valor“ aus der Feder von James Swearingen, das in Gedenken an die Passagiere des Flugs 93 entstand, die im Rahmen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in Pennsylvania ihr Leben verloren. Ein zu gewagter Kontrast in der eigentlich besinnlichen Adventszeit? „Es geht um Menschlichkeit und Nächstenliebe – das Stück soll Mut machen und daran erinnern, dass selbst in Zeiten größter Not Nächstenliebe im Vordergrund stehen sollte“, formulierten die beiden jungen Orchestermitglieder Mia und Norik als Moderatoren die Botschaft, die das Orchester mit diesem Stück verbunden hat. Schon dafür gab es Szenenapplaus im ausverkauften Bürgerhaus.

Mit „Lord Tullamore“ als eindrucksvolle Hommage an irische Folk-Musik – übrigens eines der Lieblingsstücke des neuen Dirigenten – meldete sich das Orchester aus der Pause zurück und rückte dann zunächst die Posaunenspieler ins Rampenlicht: Dominik Gasse, Christina Leuschner, Robin Schiller, Stefani Otto, Katharina Wiese und Burkhard Otterbach spielten die mitreißende „Trombone Show“ des Komponisten Jaruslav Zemann mit leidenschaftlicher Hingabe für ihr Instrument.

Die musikalische Stimmung im zweiten Konzertteil prägte ansonsten die Vorweihnachtszeit: Eingestimmt von „Sleigh Ride“, einem Klassiker der US-amerikanischen Weihnachtsgenres, lud das Orchester seine Zuhörer zum Mitsingen ein; „Macht hoch die Tür“ und „O du fröhliche“. Natürlich stellte Stephen Cornell auch hier hohe Ansprüche ans Publikum: Ein so großer Chor müsse wohl in der Lage sein entsprechend laut zu singen, forderte der Dirigent, der zwischenzeitlich ein Nikolauskostüm übergezogen hatte.

Es war ein grandioses Konzert, das freilich mit den obligatorischen Sondereinlagen endete. Dass das Publikum aber selbst dann noch „Zugabe“ skandierte, als die Musiker auf der Bühne bereits ihre Instrumente zusammenpackten, war Beleg der Begeisterung der über 500 Zuschauer im Saal. Die honorierten eingangs des Konzertabends übrigens auch die Leistung der Nachwuchsmusiker mit langanhaltendem Applaus: Drei Stücke spielte das Jugendorchester unter der Leitung von Laura Fabri und Robin Schiller zur Einstimmung in den Abend. Apropos Nachwuchs: 13 Musiker, die in diesem Jahr mit den „Großen“ auf der Bühne spielten, waren im vergangenen Jahr noch Mitglieder des Jugendorchesters. So klingt erfolgreiche Nachwuchsarbeit.

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