Ein vielseitiges und grandioses Konzert

06.03.2018

Irgendwie war diesmal, beim 15. Benefizkonzert der St.-Johannes-Bruderschaft Wickede-Wiehagen alles anders. Anders, weil das Luftwaffenmusikkorps aus Münster unter der Leitung von Oberstleutnant Christian Weiper ganz neue Akzente gesetzt hat - sehr zur Freude des Publikums.

Hauptfeldwebel Cajus Weinitschke war einer der Solisten des Abends.

Mit gut 500 Zuschaern war das Bürgerhaus ausverkauft. Das Publikum war für ein hochkarätiges Orchester in die gute Stube der Gemeinde gekommen - und die Erwartungen wurden in vielerlei Hinsicht deutlich übertroffen.

Wobei das mit Erwartungen bekanntlich so eine Sache ist. Die Einen hoffen auf musikalische Literatur, die für Laien eher als schwere Kost gilt. Die Anderen wollen schlichtweg unterhalten werden. Militärmusik versteht es freilich, diesen weiten Bogen zu spannen. So hat auch das Luftwaffenmusikkorps bei seinem fünften Gastspiel in der Ruhrgemeinde mit viel musikalischem Fingerspitzengefühl wirklich jeden im Saal mitgenommen.

Den eher konzertant gehaltenen ersten Programmteil eröffnete das Orchester mit einem wunderschönen Marsch aus der Feder des britischen Komponisten Edward Elgar, bevor Oberstleutnant Weiper mit „Ruslan und Ljudmila“ eine Ouvertüre zur gleichnamigen Oper anstimmte. Es folgte mit „Unter der Admiralsflagge“ ein klassischer Marsch des großen tschechischen Komponisten Julius Fucik von wahrlich majestätischer Klanggewalt, bevor das Luftwaffenmusikkorps das Publikum mit einem echten Brett herausforderte: Auf über 20 Minuten Spielzeit brachte es allein „Dance Movements“ des zeitgenössischen Komponisten Philipp Sparke, an dem laut Weiper auch sein Orchester hart arbeiten musste. Ein komplexes, aber grandioses Werk, das mit ernster aber durchaus unterhaltender Musik gar nicht besser hätte überleiten können zum zweiten Programmteilt.

Denn nach der Pause spielte das Orchester in Anlehnung an den gleichnamigen ZDF-Klassiker zur Starparade auf – eröffnet von dem unverwechselbaren Jingle der von Rainer Holbe moderierten Musiksendung präsentierte das Luftwaffenmusikkorps die Stars aus den eigenen Reihen. Die Stunde der Solisten hatte geschlagen.

Hauptfeldwebel Cajus Weinitschke machte an der Flöte den Anfang, brillierte zu „Can’t take my Eyes off you“; ein Titel, der in Diskotheken über 30 Jahre lang rauf und runter gespielt wurde und auch heute noch kaum jemanden auf dem Stuhl hält. Danach standen Hauptfeldwebel Lucas Knappe am Sopransaxofon und Oberfeldwebel Michael Vogler am Vibraphon im Rampenlicht: Das von dem Jazz-Pianisten Chick Corea komponierte Stück „Spain“ erforderte ihr ganzes Improvisationstalent – und überzeugte das Publikum mit filigranen Moves und lebhaften Riffs; typisch Jazz eben. Dann schallten richtig schöne, fette Big-Band-Klänge durch das Bürgerhaus, nämlich als das Orchester zeigte, dass es gewissermaßen auch Popstar sein kann: Stabsfeldwebel Michael Arnemann legte seine Trompete zur Seite und griff für ein Swing-Medley von Robbie Williams zum Mikrofon, sang als Zugabe schließlich sogar noch Frank Sinatras Hommage an „New York“ – sehr zur Freude des Publikums, von dem sich das Orchester mit einem Marsch aus der Feder des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Komponisten Hermann Strake zunächst verabschieden wollte.

Natürlich, eine Zugabe ist gewissermaßen obligatorisch für einen Abend dieses Formats. Doch das Luftwaffenmusikkorps spielte gleich drei davon – und verabschiedete sich völlig untypisch mit der Nationalhymne statt mit dem Fliegermarsch. Ein Geschenk zum 200. Geburtstag der Wickeder Schützenbruderschaft, wie Oberstleutnant Weiper betonte, dass das Luftwaffenmusikkorps die Hymne „nur an ganz besonderen Konzertabenden“ spiele.

Und noch etwas war an diesem Abend besonders. Das Publikum im Wickeder Bürgerhaus war nämlich gewissermaßen Premierenpublikum für das Luftwaffenmusikkorps. Der komplette zweite Programmteil und auch das Gros des ersten sei komplett neu gewesen, sagte Oberstleutnant Weiper zum Abschied. „Wir haben Sie ein wenig ausprobiert“, gestand er. „Aber jetzt denken wir, dass wir mit diesem Konzertprogramm weiter durch die Lande fahren können.“ Ein großes Lob an das Wickeder Publikum, das seinerseits die Leistung der Musiker mit stehenden Ovationen honorierte.

Begünstigte des diesjährigen Konzertes sind die Wickeder Ortsverbände von Caritas und die Diakonie, die sich als kirchliche Wohlfahrtsverbände per se in den Dienst des Menschen stellen. Darüber hinaus profitiert die im Oktober vergangenen Jahres gegründete gemeinnützige Angelika Hillebrand Stiftung von den Erlösen, deren Leitbild sich mit dem Bestreben der Wickeder Schützen deckt: „Hilfe für Menschen, die Hilfe brauchen.“ Die Übergabe der Erlöse erfolgt im Frühsommer.

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